Indem das Kind immer wieder dieselben Handlungen durchführt, lernt es die Dinge sehr genau kennen und die ihnen entsprechenden Handlungen mit Leichtigkeit auszuführen. Dies bedeutet, dass die Handlungen selbst nach einer gewissen Zeit nicht mehr seine ganze Konzentration erfordern, so dass es mit etwa 18 Monaten die Entdekkung machen kann, dass seine Handlungen auch ein Resultat haben: nämlich dass beim Malen ein Strich entsteht oder beim Umleeren nun die eben noch leere Tasse jetzt eine volle ist und auch, dass es mit bestimmten Handlungen beim Anderen eine Reaktion bewirkt. Durch diese Entdeckung erscheint die Welt in einem ganz neuen Licht: nicht mehr das Tun selbst oder der Gegenstand als solcher stehen im Vordergrund des Interesses, sondern die Tatsache, dass die Welt verändert werden kann.
Ich habe Nadine gesagt, die Puppe hätte noch Durst. Sie schaut mich kurz an, öffnet dann die Flasche und hält sie der Puppe hin. Ich sage "danke" und sie nickt leicht. Dann schliesst sie die Flasche wieder, sagt "tue" (zu) und schaut mich an.Es handelt sich hier um eine kleine Handlungssequenz mit Anfang und Ende. Deutlich ist, dass Nadine das Resultat ihres Tuns beachtet sowohl nach dem Füttern wie am Schluss, als die Flasche wieder geschlossen ist. Noch steht aber sie selbst als Handelnde im Vordergrund, d.h. es scheint sie noch nicht zu interessieren, ob die Puppe jetzt trinkt oder getrunken hat. Die Handlung kann damit noch nicht als symbolisch bezeichnet werden.
Luca versucht den Deckel einer Pfanne zu öffnen. Als es ihm gelingt, sagt er "uih" und schaut lächelnd zu mir, ob ich das Ereignis auch gesehen hätte. Ich lächle auch und bestätige "oih!". Er legt den Deckel auf den Tisch und ich zeige ihm, dass dieser auch auf eine andere Pfanne passt "guarda, puoi anche mettere qua sopra oih!" (schau, du kannst ihn auch hier drauf legen). Sofort nimmt er den Deckel und legt ihn bestimmt auf die erste Pfanne wo er seiner Ansicht nach hingehört.
Roberta kippt die Flasche und zielt auf die Oeffnung des Trichters. Ich sage "uih, schau mal, du!". Sie schaut kurz auf die gefüllte Flasche, beendet das Einfüllen und ruft dann "oi-oi-oi-oih!". Dazu lacht sie und schaut zufrieden auf das Resultat ihres Tuns. Dann sieht sie die leere Flasche, verlangt "nomeh" (noch mehr)und streckt sie mir hin. Ich frage "noch mehr?" und sie wiederholt "nomeh".Obwohl dies hier nicht zu beobachten ist, kann man annehmen, dass Roberta die Kapapzität des Gefässes noch nicht abschätzen kann, da sie alles verfügbare Wasser einleert, ohne die Flasche zu kontrollieren.Auf das Resultat ihres Tuns zu achten, wird zwar von mir eingeleitet (schau mal!), aber ganz spontan auch von ihr kommentiert. Man kann deshalb annehmen, dass sie bereits weiss, wie sie mit ihren Handlungen die Realität verändern kann.
Roberta hält den Malstift im Faustgriff in der rechten Hand und malt einen kleinen Strich auf das Papier. Dann berührt sie die Spitze des Stiftes mit der Hand, sagt "da?" und ich bestätige "mh, dort tut es schreiben". Sie schaut mich mit einem verschmitzten Lächeln an, und ich frage "sind die Hände ein wenig orange?". Entschlossen legt sie den Deckel des Stiftes auf den Tisch und äussert die Absicht "meh Hand". Sie wechselt den Stift und malt nun mit der linken Hand einen Strich auf die rechte. Nun schaut sie mit demselben verschmitzten Lächeln zuerst mich und dann die Mutter an.Diese Szene zeigt, wie die Konzentration auf das Handlungsresultat ganz neue Entdekkungen ermöglicht. Gleichzeitig wird deutlich, dass Roberta bereits einen Standard entwickelt hat. Die Art ihres Lächelns weist darauf hin, dass sie weiss, dass bemalte Hände etwas besonderes sind.
Marina hat entdeckt, dass eine Schiene des Kochherdes lose ist. Ich schlage vor, diese mit Klebstreifen zu befestigen. Die Szene beginnt, als ich ein Stück des Klebbandes abwickle; Marina hält die Schere in der linken Hand und greift mit der rechten zum Klebband. Ich sage "die Schere aufmachen". Nun nimmt sie die Schere mit beiden Händen, und ich wiederhole "die Schere aufmachen auf". Mit einem Ruck öffnet sie die Schere; ich halte das Band zwischen die Klingen und sage "ja und jetzt zu fest zu". Es gelingt ihr, die Schere zu schliessen, und einen Moment lang schaut sie diese ganz erstaunt an. Ich sage "gut" und leise "jetzt hast du einen Klebstreifen abgeschnitten". Sie nimmt diesen aus meiner Hand und führt ihn sofort zu der Stelle des Kochherdes, welche befestigt werden sollte.Was mich an dieser Szene beeindruckt, ist die Tatsache, dass sich Marina auch nach der schwierigen Handlung des Schneidens auf deren Resultat konzentrieren und das abgeschnittende Klebband dem Ziel entsprechend zum Kochherd hält.
Roberta hält eine eckige Form in der Hand und versucht, sie in eine Oeffnung einzuführen. Ich weise auf eine eingestanzte Figur auf der Oberfläche hin; sie sieht diese, dreht die Form entsprechend, fragt "so?" und ich sage "ja genau". Sie versucht es nochmals mit der gleichen Oeffnung und ich erkläre " dort ins andere hinein". Sie probiert die nächste Oeffnung, fragt "da?", und während ich verneine, hat sie bereits die entsprechende gefunden und führt die Form ein. Ich sage "gut!". Sie nimmt die nächste Form, findet gleich die korrespondierende Oeffnung und ich pfeife anerkennend. Die nächste Form dreht sie bereits beim Greifen so, dass sie direkt eingeführt werden kann und kommentiert "das au da" (das auch da). Ich bestätige "gut!"; sie führt die übrigen Formen direkt ein, und ich sage "schon alle drin", worauf sie durch die Oeffnungen ins Innere guckt.In dieser Szene kann man gut erkennen, dass die Haltung, welche Roberta beim Lösen der Aufgabe einnimmt, eindeutig eine antizipierende ist dies, obwohl sie zu Beginn Schwierigkeiten hat und dabei kurz nach dem Versuch-Irrtum-Prinzip vorgeht.
Roberta hält eine eckige Form in der Hand und versucht, sie in eine Oeffnung einzuführen. Ich weise auf eine eingestanzte Figur auf der Oberfläche hin; sie sieht diese, dreht die Form entsprechend, fragt "so?" und ich sage "ja genau". Sie versucht es nochmals mit der gleichen Oeffnung und ich erkläre " dort ins andere hinein". Sie probiert die nächste Oeffnung, fragt "da?", und während ich verneine, hat sie bereits die entsprechende gefunden und führt die Form ein. Ich sage "gut!". Sie nimmt die nächste Form, findet gleich die korrespondierende Oeffnung und ich pfeife anerkennend. Die nächste Form dreht sie bereits beim Greifen so, dass sie direkt eingeführt werden kann und kommentiert "das au da" (das auch da). Ich bestätige "gut!"; sie führt die übrigen Formen direkt ein, und ich sage "schon alle drin", worauf sie durch die Oeffnungen ins Innere guckt.In dieser Szene kann man gut erkennen, dass die Haltung, welche Roberta beim Lösen der Aufgabe einnimmt, eindeutig eine antizipierende ist dies, obwohl sie zu Beginn Schwierigkeiten hat und dabei kurz nach dem Versuch-Irrtum-Prinzip vorgeht.
Roberta zeigt dem Nilpferd das Bilderbuch. Sie blättert eine Seite um, und ich frage "und wer ist denn da unter dem Bett unten?". Sie klappt das Teil auf, und ich sage mit hoher Stimme "hilfe, da habe ich Angst". Sie schaut kurz zum Nilpferd, zeigt dann mit dem Finger auf das Bild und erklärt "Krokodil sind doch lieb". Ich antworte "ehrlich, macht das sicher nichts?"; sie sagt "nei" und ich füge hinzu "aber es hat so ein grosses Maul?". Sie schliesst die Klappe und erklärt "da mus me kei Angst ha" (da muss man keine Angst haben). Ich wiederhole "muss ich keine Angst haben"; sie bestätigt "nei" und blättert eine Seite weiter.
Wir haben die Brio-Bahn aufgebaut; ich lasse das Nilpferd auf dem Zug fahren und sage "so, jetzt steige ich schon aus, ich gehe hier zur Schule tschüss". Roberta grüsst "tschüss", und ich sage "danke, dass ich fahren konnte". Sie sagt "bitte" und führt den Zug den Schienen entlang weiter. Dazwischen schaut sie kurz auf, und als der Zug am Ende angelangt ist, schaut sie mich an und sagt "me chönnti me chönnti ja no e Suel mache füe de Niili?" (man könnte ja noch eine Schule machen für den Niili?). Ich antworte "ehe, könnte man".Eine ganz zentrale Bedeutung der Sprache verdeutlicht diese letzte Szene von Roberta: die Freiheit, aus verschiedenen Möglichkeiten zu wählen: man könnte...