Sprachliche Entwicklung

Zweiwortsätze [ab 18-24 Monaten]

Zwischen 18 und 24 Monaten baut das Kind erste Vorstellungen auf, wodurch nun auch die Eigenschaften der Dinge interessant werden. Dies hängt damit zusammen, dass es einen Gegenstand erst dann als "kaputt" oder "schmutzig" erfassen kann, wenn es eine Vorstellung seiner Intaktheit hat; die Abwesenheit einer Puppe kann erst dann erfasst und bezeichnet werden, wenn sie auch anwesend sein könnte. Mit der Zweiwort-Aeusserung drückt das Kind diese neue Sicht der Welt aus.



Roberta 22 Mte

Roberta nimmt das Telefon, wendet sich mir zu und äussert ihre Absicht: "meh telefonee". Dann hält sie den Hörer dem Nilpferd ans Ohr und sagt "hoi, hoi, Papa". Ich antworte "hoi, hoi, Papa, ich bin der Niili! Kommst du bald heim Papa?". Sie schaut das Nilpferd an und wendet sich dem Regal zu, während sie meine Aeusserung wiederholt "Papa hei".Diese Szene zeigt nun deutlich die Dezentrierung im Symbolspiel, d.h. die Möglichkeit, das Nilpferd als aktives, telefonierendes Wesen darzustellen.



Roberta 22 Mte

Roberta betrachtet eine Zeichnung, die ich gemacht habe, und bezeichnet sie mit "Auto". Ich bestätige und sage "wollen wir noch die Räder machen? schau, dass es fahren kann." Ich male zirkuläre Kritzeleien anstelle der Räder und kommentiere "brr, brr, brrrrum". Sofort zeigt sie auf die Stelle des zweiten Rades und sagt "au Dedi" (auch Räder). Ich reiche ihr den Malstift und sage "ja, das kannst du machen". Sie nimmt den Stift mit der linken Hand und imitiert meine Kritzelei, wobei diese durch die Art der Bewegung noch mehr eckig als zirkulär ist.



Roberta 22 Mte

Roberta hat gerade ein Stück Klebstreifen aufgeklebt, greift nun nach der Schere und sagt "meh Se" (mehr Schere). Sie nimmt sie mit beiden Händen und öffnet sie. Ich sage "mehr schneiden? -ja, so". Dann halte ich das Klebband zwischen die Klingen und fordere sie auf "jetzt kannst du zumachen". Während sie die Schere langsam schliesst, begleite ich die Handlung: "achtung mehr zumachen, ja, mehr, mehr" und rufe dann lachend "bravo, jetzt hast du geschnitten!". Roberta schaut die Schere erstaunt an, öffnet sie nochmals und sagt fast flüsternd "meh Se meh Se".



Roberta 22 Mte

Ich reiche Roberta das Stück Klebband und sage "du hast einen Kleber abgeschnitten". Sie nimmt es und wiederholt "meh Säbi" (Chläbi). Mit Konzentration heftet sie den Klebstreifen auf das Papier und will schon zur Schere greifen, als sie nochmals auf das Klebband auf dem Papier schaut. Sie lächelt, lehnt sich etwas zurück, tippt mit dem Finger kurz darauf, lächelt wieder und schaut sich dann auf dem Tisch danach um, was als nächstes zu tun ist.Diese Szene illustriert sehr schön die spezielle Eigenschaft des Lächelns nach gelungender Handlung. Es handelt sich nicht um ein soziales, sondern um ein ganz privates, persönliches Lächeln, welches die Freude über die eigenen Fähigkeiten ausdrückt.



Marina 25 Mte

Marina greift nach einem Malstift und benennt seine Farbe "o-angs". Ich bestätige "orange". Sie nimmt den Deckel weg und schaut sich die farbige Spitze genau an, berührt sie mit dem Finger und stellt fest "oh isch jot" (ist rot). Ich bestätige "ist ein wenig rot, ja, aber es malt...", und da sie bereits einen Strich zeichnet, fahre ich fort "siehst du, es malt trotzdem orange". Langsam fährt sie mit dem Stift über das Blatt hinaus auf den Tisch und malt dann einen weiteren Strich auf das Papier. Dann lacht sie, setzt die Kappe auf den Stift, zeigt auf den Strich auf dem Papier, schaut mich an und sagt "Slange". Ich antworte "eine Schlange hast du gemacht so?". Und nochmals schaut sie zufrieden auf ihre Zeichnung.