Sozial-Kommunikative Entwicklung

Spiegel: Umdrehen/betasten [ab 12-15 Monaten]

Zwischen 12 und 15 Monaten, wenn sich das Kind für Bilder zu interessieren beginnt, exploriert es auch den (Hand-)Spiegel: es sieht ein Bild, welches sich bewegt; es betastet es und dreht den Spiegel um, als ob es nachsehen wollte, ob dort eine Fortsetzung der Figur sei. Findet es auf der Rückseite nur eine einfache Oberfläche, dreht es den Spiegel wieder um und erforscht das Bild von neuem.



Caroline 13 Mte

Ich halte Caroline den Handspiegel vor das Gesicht. Sie schaut hinein, nimmt ihn dann zu sich und wendet ihn zur Rückseite und wieder hin zur spiegelnden Seite. Ich frage leise "wer ist denn da drin? Ist Caroline drin?". Sie dreht den Spiegel nochmals und tippt dann mit dem Finger auf die spiegelnde Oberfläche. Hier kann man gut die frühe Entwicklung in der Auseinandersetzung mit dem Spiegelbild erkennen: Caroline interessiert sich für das glitzernde Objekt, und sie sieht auch, dass sich darin etwas abbildet, das sie nun mit dem Finger zu erforschen versucht. Noch aber hat sie kein Bild von sich selbst entwickelt, weshalb sie dieses im Spiegel auch nicht (wieder-) erkennen kann.



Charlotte 13 Mte

Ich zeige Charlotte den Spiegel und frage "wer ist denn das? Meitli?". Sie schaut hinein, legt das Bilderbuch hin, sagt "de" und greift mit beiden Händen nach dem Spiegel. Ich wiederhole "Meitli?"; sie nimmt ihn näher zum Gesicht und sagt "dada". Ich frage weiter "schöne?", worauf sie den Spiegel von sich weg wirft. Ich kommentiere dies mit "oh! pumm", nehme gleichzeitig den Spiegel wieder auf und wiederhole "schöne Meite?" (schönes Mädchen). Ich halte ihn Charlotte nochmals vor das Gesicht und rufe "cucu". Beim Hineinschauen sieht sie nun mich, und ich sage "hoi cucu!". Sie schaut etwas genauer, wendet dann den Kopf zu meinem Gesicht und lächelt leicht. Ich sage "dada!". Nun schaut sie wieder in den Spiegel; unsere Blicke treffen sich dort und ich rufe "cucu!". Wieder schaut sie mich direkt an und ich begrüsse sie "dada!".Den ersten Teil der Szene kann man ganz ähnlich interpretieren, wie die Situation mit dem Bilderbuch: Charlotte kennt die Funktion des Spiegels, hält ihn zum Gesicht und sieht dort etwas; sie kommentiert auch wieder "dada" und drückt damit aus, dass es von Bedeutung sein könnte. Doch kann sie ihr Spiegelbild noch nicht erkennen und schmeisst den Spiegel weg. Ihre Handlung ist damit dem funktionalen "Umdrehen/ Betasten" zuzuordnen und noch nicht dem (beschämten) Wegsehen. Im zweiten Teil sieht sie dann mich; dieses Gesicht ist ihr bekannt und mit leicht erstauntem Ausdruck schaut sie deshalb zu mir hin.



Nadine 15 Mte

Nadine schaut in den Spiegel und die Mutter sagt "ist das Nadine?". Sie nimmt ihn ganz nah zu den Augen, dreht ihn dann um, schaut wieder hinein, wendet ihn hin und her. Dann legt sie ihn hin und sagt "da!".Nadine interessiert sich offensichtlich für das, was sie im Spiegel sieht. Sie scheint darin aber noch nicht eigentlich ihr Spiegelbild zu erkennen, d.h. sie betrachtet das Bild noch ganz unscheniert, ohne diesen Respekt, den man in der nächsten Entwicklungsphase bei den Kindern beobachten kann.



Caroline 16 Mte

Ich habe Caroline einen aufklappbaren Handspiegel gereicht, der sich beim Manipulieren sofort geschlossen hat. Die Szene beginnt, als sie mir den Spiegel gibt. Ich öffne ihn, halte ihn ihr hin und sage "eh, oih wer ist denn da?". Caroline greift sofort nach dem Gegenstand, schaut auf der Rückseite, wendet ihn wieder, schaut kurz in den Spiegel und dann zu mir. Ich sage "Caroline? ist die Caroline dort eine schöne Caroline?; lächelnd hört sie mir zu.