Sozial-Kommunikative Entwicklung

Lächeln nach gelungener Handlung [ab 18-24 Monaten]

Zwischen 18-24 Monaten entdeckt das Kind, dass seine Handlungen in der Realität etwas bewirken, dass sie ein Resultat und damit eine Bedeutung haben, verändert sich das Spiel: im Vordergrund des Interesses steht nicht mehr die Handlung selbst, sondern das, was dabei entsteht. In der Phase des Funktionsspiels stellt das Kind bspw. einzelne Klötze aufeinander und legt sie dann wieder in einen Behälter; erst ab etwa 18 Monaten entdeckt es, dass beim Aufeinanderstellen etwas entsteht, nämlich ein Turm. Von jetzt an sind die Bauklötze da zum Türme bauen, und es wird spontan versuchen, sie so zu plazieren, dass der Turm immer höher wird. Wenn ihm dies gelingt, freut es sich. Diese Freude äussert sich meist in einem zufriedenen Lächeln, welches ganz privat und nicht an den Anderen gerichtet ist. Dieses Lächeln nach gelungender Handlung hat für das Kind eine spezielle Bedeutung: es drückt aus, dass es eine selbständige und selbst bestimmte Person ist, welche sich eigene Ziele setzt und diese auch verwirklichen kann.



Roberta 22 Mte

Ich reiche Roberta das Stück Klebband und sage "du hast einen Kleber abgeschnitten". Sie nimmt es und wiederholt "meh Säbi" (Chläbi). Mit Konzentration heftet sie den Klebstreifen auf das Papier und will schon zur Schere greifen, als sie nochmals auf das Klebband auf dem Papier schaut. Sie lächelt, lehnt sich etwas zurück, tippt mit dem Finger kurz darauf, lächelt wieder und schaut sich dann auf dem Tisch danach um, was als nächstes zu tun ist.Diese Szene illustriert sehr schön die spezielle Eigenschaft des Lächelns nach gelungender Handlung. Es handelt sich nicht um ein soziales, sondern um ein ganz privates, persönliches Lächeln, welches die Freude über die eigenen Fähigkeiten ausdrückt.



Marina 25 Mte

Marina greift nach einem Malstift und benennt seine Farbe "o-angs". Ich bestätige "orange". Sie nimmt den Deckel weg und schaut sich die farbige Spitze genau an, berührt sie mit dem Finger und stellt fest "oh isch jot" (ist rot). Ich bestätige "ist ein wenig rot, ja, aber es malt...", und da sie bereits einen Strich zeichnet, fahre ich fort "siehst du, es malt trotzdem orange". Langsam fährt sie mit dem Stift über das Blatt hinaus auf den Tisch und malt dann einen weiteren Strich auf das Papier. Dann lacht sie, setzt die Kappe auf den Stift, zeigt auf den Strich auf dem Papier, schaut mich an und sagt "Slange". Ich antworte "eine Schlange hast du gemacht so?". Und nochmals schaut sie zufrieden auf ihre Zeichnung.



Lynn 29 Mte

Ich habe Lynn gefragt, ob sie ein Stück Klebband abschneiden könne und halte ihr dieses nun hin. Sie nimmt die Schere zuerst mit beiden Händen, öffnet und schliesst sie einmal, nimmt sie dann in die rechte Hand und führt sie zum Klebband. Ich sage "auftun, die Schere", und Lynn öffnet sie und macht einen Schnitt. Ich sage "gut!" und reiche Lynn das Klebband. Sie seufzt leicht, nimmt es mit einem zufriedenen Lächeln und sagt "danke". Interessant ist hier, wie sich Lynn durch das kurze Oeffnen und Schliessen mit beiden Händen auf den einhändigen Gebrauch der Schere vorbereitet. Sehr deutlich ist zudem das leichte Lächeln zu erkennen, welches nicht an mich gerichtet ist, sondern ausdrückt, dass sie mit ihrer Handlung zufrieden ist.



Anouk 30 Mte

Anouk zieht ein Stück Klebstreifen ab, sieht mich an und erklärt "... chläbe" (...kleben). Da ich nicht genau verstanden haben, mache ich "ehe. Sie nimmt die Schere mit der rechten Hand und durchschneidet das Klebband. Ich sage "wau super!". Sie lächelt leicht, legt die Schere weg und klebt den Streifen auf das Papier. Ich äussere "ehe", und sie schaut mich kurz an, um dann gleich wieder zur Schere zu greifen.Gut sieht man in dieser Szene, wie sich Anouk über die (neu erworbenen) Fähigkeiten des Schneidens und Klebens freut. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass die Sprache für die Organisation dieser (schwierigen) Handlungen eine wichtige Rolle spielt: indem sie gleich zu Beginn zu mir und zu sich selbst von "Kleben" spricht, definiert sie das Resultat und stützt dadurch die Tätigkeit an sich. Entsprechend freut sie sich, als ihr der ganze Handlungsablauf gelungen ist, und sie zeigt dies durch ein zufriedenes Lächeln.



Leonie 33 Mte

Leonie führt die Formen in die Formbox ein und kann bereits die entsprechenden Oeffnungen antizipieren. Das Einführen der eckigen Formen gelingt nicht sofort, da sie diese auf meine Aufforderung "drehen" auf die falsche Seite dreht. Schon beim zweiten Versuch hat sie das Problem aber durchschaut. Die zwei letzten Formen nimmt sie voller Schwung, führt sie mit grosser Leichtigkeit ein und lächelt voller Stolz, als die Aufgabe beendet ist.



Roberta 37 Mte

Roberta ist damit beschäftigt, die Zeichnung mit Klebstreifen aufzuhängen. Sie sagt "ich mus no meh" (ich muss noch mehr), nimmt die Schere mit der linken Hand und schneidet ein Stück des Klebstreifens ab, den ich ihr hinhalte. Sie nimmt das Stück, schaut mich an und bedankt sich in speziell betonter Weise "dankke". Ich antworte in derselben Art "bitte". Sie wendet sich der Wand zu, um das Klebband aufzuheften. Während der Tätigkeit wiederholt sie in der gleichen Weise "dankke!", und ich antworte "bitte, bitte Madame". Sie beendet das Kleben, rückt etwas zurück und betrachtet zufrieden ihr Werk. Ich bestätige "ganz gut oh, das ist aber schön, he!". Sie nickt leicht mit dem Kopf und wendet sich dann wieder mir zu.Auch dieses kleine Sprachspiel mit dem 'danke-bitte' gehört zu den Höhepunkten der Entdeckung der Sprache und leitet gleichzeitig eine neue Entwicklungsphase ein. Sobald es keinen Zweifel mehr über die symbolische und kommunikative Bedeutung der Sprache gibt, kann diese selbst zu einem "Gesprächs-" oder InteraktionsThema werden. Dabei handelt es sich noch nicht um ein "Nachdenken" über die Sprache im Sinne der Meta-Sprache, sondern vorerst einfach um einen spielerischen Umgang.