Hat das Kind im Alter von etwa zwei Jahren eine Vorstellung von der Welt der Dinge, der Personen und von sich selbst entwikkelt, kann es auch erkennen, wenn sich etwas oder jemand von diesen Vorstellungen unterscheidet. Solche Vorstellungen davon, wie die Welt sein sollte, kann man als Standards bezeichnen. Im Alter von zwei bis drei Jahren interessieren sich die meisten Kinder sehr für alles, was von den Standards abweicht: sie weisen darauf hin, wenn eine Person auffällig gekleidet ist, wenn ihre Hände schmutzig sind oder wenn sie eine kleine Narbe haben; sie stören sich, wenn ein Auto defekt oder der Tisch nass ist; stolz zeigen sie ihre neuen Schuhe oder ein Pflaster am Finger. Einige Kinder reagieren sogar sehr empfindlich auf Veränderungen der Standards und sind sehr besorgt, die Welt wieder "in Ordnung" zu bringen, aufzuräumen, zu reinigen und zu ordnen.
Roberta hält den Malstift im Faustgriff in der rechten Hand und malt einen kleinen Strich auf das Papier. Dann berührt sie die Spitze des Stiftes mit der Hand, sagt "da?" und ich bestätige "mh, dort tut es schreiben". Sie schaut mich mit einem verschmitzten Lächeln an, und ich frage "sind die Hände ein wenig orange?". Entschlossen legt sie den Deckel des Stiftes auf den Tisch und äussert die Absicht "meh Hand". Sie wechselt den Stift und malt nun mit der linken Hand einen Strich auf die rechte. Nun schaut sie mit demselben verschmitzten Lächeln zuerst mich und dann die Mutter an.Diese Szene zeigt, wie die Konzentration auf das Handlungsresultat ganz neue Entdekkungen ermöglicht. Gleichzeitig wird deutlich, dass Roberta bereits einen Standard entwickelt hat. Die Art ihres Lächelns weist darauf hin, dass sie weiss, dass bemalte Hände etwas besonderes sind.