Selina nimmt die Bürste zuerst kurz in den Mund, schaut mich an und gibt sie dann dem Nilpferd. Sie schaut zu, wie ich das Kauen imitiere und wendet sich dann einem neuen Gegenstand zu. Ich sage "nomeh!", wiederhole zweimal, dann schaut sie mich wieder an und reicht schliesslich dem Nilpferd den Becher, den sie in der Hand hält.Bei dieser Szene steht ein interaktionales Spiel (geben) im Vordergrund und noch weniger ein funktionales Spiel (zu essen geben). Sehr gut ist hier auch der referentielle Blickkontakt zu beobachten, mit dem Selina immer wieder meine Aktionen und Reaktionen kontrolliert. Durch den Blickkontakt und die allgemeine Situation kann sie auch meine sprachliche Aufforderung "nomeh" verstehen.
Ich reiche Selina eine Flasche zum trinken und frage "willst du noch ein wenig?". Sie wendet sich ab und äussert eine kurze Lallsequenz. Ich gebe ihr ein Stück Zwieback und frage "willst du noch ein wenig Zwieback mämämäm?" . Sie nimmt das Stück, hält es mir hin, schaut mich an und begleitet dies mit der Aeusserung "mämäm".
Selina nimmt zuerst ein Stück Knetmasse in den Mund und reicht es dann dem Nilpferd. Dann nimmt sie die Bürste, welche sie in der anderen Hand gehalten hat, führt sie ebenfalls kurz zum Mund, hält sie dem Tier hin, nimmt sie nochmals in den Mund und gibt es dann dem Nilpferd.Wie in der ersten Szene handelt es sich hier weniger um den funktionalen Gebrauch der Gegenstände, sondern um ein Offerieren, wobei dies sicher damit verbunden ist, dass sie durch das grosse, sich öffnende Maul fasziniert ist.
Ich setze das Nilpferd in Position und sage "noch mehr!". Selina schaut suchend um sich und ich frage "hat es nichts mehr? nichts mehr?". Sie antwortet mit einigen Lall-Lauten und ich kommentiere "gottfriedstutz", während sie weiter um sich schaut und unmutig "eh" sagt. Schliesslich entdeckt sie die Flasche und ihr Gesicht hellt sich sofort auf. Sie sagt "mämämäm" und ich bestätige "ja, da hat es noch mämäm". Dann macht sie eine Drehbewegung am Verschluss der Flasche und reicht sie mir.Das Suchen nach Gegenständen kann so erklärt werden, wie PIAGET die ersten Formen der Objektpermanenz beschreibt; es handelt sich noch nicht um eine Repräsentation, sondern um einen Handlungsablauf: Selina gibt dem Tier Dinge; diese verschwinden in seinem Maul, das sich dann wieder öffnet, weshalb neue Dinge hineingetan werden müssen.
Ich bürste zuerst die Haare der Puppe, frage "ich auch noch?" und bürste dann meine eigenen Haare. Selina schaut mich an, nimmt die Flasche und dann die Bürste und imitiert die Geste des Bürstens auf den Haaren der Puppe. Ich kommentiere "ooh, schön". Sie versucht, die Bürste richtig in den Griff zu bekommen und versucht es nochmals, wobei diese zu Boden fällt. Sie greift sie von neuem und macht wieder die Geste des Bürstens und ich flüstere "oh, ganz ein schönes Bäbi", worauf sie mich anschaut
Selina blättert im Bilderbuch und ich beschreibe mit Lautmalereien die einzelnen Bilder; zuerst "pipi", dann "gaga". Sie sieht das Pferd und äussert "pff" (brrr), um dieses zu bezeichnen. Sie schliesst das Buch und beginnt wieder zu blättern. Dann schaut sie zum Tisch und sagt "bäh", womit sie nach Angaben der Mutter die Tiere bezeichnet.Obwohl Selina die Bilder anschaut und sogar einzelne benennt, bezeichne ich diese Handlung noch nicht als "Betrachten", sondern als "Schauen". Im Unterschied zu späteren Entwicklungsphasen, wo das Bilderbuch auf dem Tisch liegt und das Kind die Bilder betrachtet, steht hier noch stark die funktionale Handlung, nämlich das Blättern im Vordergrund. Auch das Benennen kann in dieser Entwicklungsphase eher als Handlungsschema, denn als Bezeichnung verstanden werden.
Selina hält den Hörer des Telefons mit der rechten Hand in die Nähe des Ohrs. Auch ich halte einen Hörer ans Ohr und ich sage "hoi Selina, hoi". Sie legt den Hörer auf den Boden und manipuliert die Unterseite des Telefons; ich verabschiede mich "also, tschüss tschüss" und lege meinen Hörer auf die Gabel. Sie schaut mich an und verlangt sofort nach meinem Telefon. Sie führt den Hörer mit der linken Hand zum Ohr und ich sage "hallo!". Sofort schaut sie mich wieder an und reicht mir den Hörer.In dieser Szene zeigt sich klar die Absicht von Selina, mein Telefon zu ergreifen. Sie drückt dies auch aus, indem sie sich mit dem ganzen Körper dem begehrten Objekt zuwendet und entsprechende Laute äussert. Die ganze Handlung ist jedoch auf das Telefon und noch nicht an mich gerichtet, d.h. sie drückt ihre Absichten aus, aber sie teilt sie mir noch nicht mit.