Leonie



Leonie 33 Mte

Leonie rollt ein Stück Knetmasse zu einer Wurst, wobei sie immer wieder schaut, was ich tue und wie ich reagiere. Ich reiche ihr ein Messer und sage "schau, jetzt kannst du es noch entzweischneiden, wenn es zu lange ist". Sie nimmt das Messer in die rechte Hand und schneidet lächelnd kleine Stücke der Wurst ab. Ich bestätige "genau".



Leonie 33 Mte

Ich halte das Nilpferd in der Hand und habe Leonie aufgefordert, ihm Wasser zu geben. Sie schraubt den Deckel einer Flasche auf, leert einen Teil des Wassers in den Becher und schraubt die Flasche sofort wieder zu. Sie gibt dem Nilpferd das Wasser aus dem Becher zu trinken und leert dieses dann in eine Pfanne. Ich bedanke mich "mm danke, das ist fein gewesen".Eindrücklich bei allen Sequenzen von Leonie ist die Leichtigkeit, mit der sie die einzelnen Handlungen ausführt und miteinander verbindet. Im Vergleich zu den kleineren Kindern wird hier besonders deutlich, wie die Handlung eine ganz neue Bedeutung bekommen kann, wenn sie sich nicht mehr ausschliesslich auf die Durchführung selbst konzentrieren müssen.



Leonie 33 Mte

Mit der tiefen Stimme des Nilpferdes frage ich "du, und jetzt von diesen Kartoffeln, kann ich noch ein wenig haben?". Leonie schaut abwechselnd mich und das Tier an und antwortet sofort "nei, ich mues na die bache, dänn chasch scho ässe" (nein, ich muss diese noch backen, dann kannst du schon essen). Deutlich wird hier die enge Verbindung des Symbolspiels zum Sprachverständnis, d.h. Leonie kann meine Frage nach den Kartoffeln unter anderem deshalb verstehen, weil sie dem Resultat ihres Knetens wirklich die Bedeutung "Kartoffeln" gegeben hat. Schliesslich zeigt ihre Antwort auch, dass sie einen symbolischen Handlungsablauf planen und gleichzeitig ihre Vorstellungen auch sprachlich ausdrücken kann.



Leonie 33 Mte

Ich habe ein Auto gezeichnet, bei dem die Räder fehlen, und frage nun Leonie "und wie tut es denn fahren?". Sie macht eine Geste der sich drehenden Räder, und ich präzisiere "was fehlt noch unten?". Sie hält den Malstift im Erwachsenengriff in der rechten Hand und schliesst die Auslassungen bei der Zeichnung durch je einen Strich. Dazu sagt sie eine mir unverständliche Aeusserung ("sniek"); ich kommentiere "die Räder.. genau". Dann fordere ich sie auf "und jetzt machen wir noch die Strasse", worauf Leonie spontan eine Linie dem unteren Papierrand entlang malt.



Leonie 33 Mte

Ich habe Leonie gesagt, sie könne mit der Schere ein Stück Klebstreifen abschneiden. Offensichtlich hat sie mich nicht ganz verstanden, denn sie nimmt die Schere und versucht, das Papier entzweizuschneiden, worauf sie mich mit ungläubiger Miene anschaut und fragt "das da abschniide?". Ich bestätige undeutlich "ja, oder den Klebstreifen da". Sie versucht dennoch, das Papier zu schneiden, legt die Schere dann aber hin und sagt "das chan ich nöd" (das kann ich nicht). Ich halte ihr den Klebstreifen hin und entgegne "doch, da schau, das kannst du schneiden, einen Kleber abschneiden". Sofort nimmt sie die Schere wieder auf, bestätigt lächelnd "ja, Chläbi", schneidet das Klebband durch und sagt dann voller Zufriedenheit "das mach ich!".Bei dieser Szene kann man gut beobachten, wie genau Leonie ihre Fähigkeiten einschätzen und dies auch sprachlich ausdrükken kann.



Leonie 33 Mte

Leonie nimmt einen aufziehbaren Pinguin vom Regal, dreht am Knopf und sagt etwas unverständliches, das ich als Frage interpretiere, ob das Ding so funktioniere. Deshalb bestätige ich "ja, so wie du es machst". Sie zieht das Spielzeug auf, stellt es dann auf den Tisch und beobachtet lächelnd, wie es sich hinund herbewegt. Dann schaut sie mich an und sagt "Pingi", und ich antworte "der Pingu, genau".Auch in dieser Szene beeindruckt vor allem die Leichtigkeit und Flüssigkeit des Handlungsablaufes.



Leonie 33 Mte

Leonie hat eine Uhr gefunden, welche ich nun dem Nilpferd anziehe. Sie betrachtet es und stellt mit leicht abschätziger Mimik fest "de schiled nämlich" (der schielt nämlich). Dann nimmt sie die Brille aus einer Schachtel. Ich antworte "er ah ja, dann zieh ihm doch die Brille an, in diesem Fall". Sie schaut sich die Brille genau an und fragt "is das dini Blüle hä?" (ist das deine Brille?), während sie diese vor die Augen hält und durchschaut. Ich bestätige "ehe, aber die kann man gut nehmen, sie ist zum Spielen". Sie betrachtet die Brille weiter und sagt dann "ähnlich". Ich verstehe nicht gleich und frage "he?"; sie wiederholt "ähnlich".Diese Szene zeigt deutlich, dass sich der Wortschatz von Leonie nicht nur auf das Benennen alltäglicher Gegenstände und Handlungen beschränkt, sondern ihren Beobachtungen entsprechend schon sehr differenziert ist. Dazu gehört nicht nur das Wort "schielen", sondern insbesondere auch der Ausdruck "ähnlich".



Leonie 33 Mte

Ich habe Leonie gesagt, das Nilpferd wolle sich noch im Spiegel betrachten. Sie nimmt diesen und schaut zuerst selbst hinein. Ich frage "wer ist denn dort drin?", und sie antwortet lächelnd "d'Leonie". Dann hält sie den Spiegel dem Nilpferd vor das Gesicht, begibt sich in dieselbe Position wie das Tier und schaut "mit ihm" zum Spiegel. Ich sage anstelle des Tieres "oh, ich bin dann schön! Ich gefalle mir". Leonie schaut das Nilpferd an und legt den Spiegel direkt auf seine Augen. Ich sage "oh, jetzt sehe ich grad nichts mehr", worauf sie mir sehr ernst entgegnet "abe de chan Spiegel luege" (aber der kann in den Spiegel schauen). Hier kann man gut einen weiteren Schritt in der Entwicklung der Dezentrierung beobachten. Leonie kann sich nicht nur vorstellen, dass das Tier in den Spiegel schauen möchte, sondern sie kann auch seine Position einnehmen, d.h. ihm diesen korrekt hinhalten. Sie geht sogar noch weiter, lässt es ganz selbständig gucken und wehrt sich für diese (vorgestellte) Fähigkeit des Tieres.



Leonie 33 Mte

Leonie führt die Formen in die Formbox ein und kann bereits die entsprechenden Oeffnungen antizipieren. Das Einführen der eckigen Formen gelingt nicht sofort, da sie diese auf meine Aufforderung "drehen" auf die falsche Seite dreht. Schon beim zweiten Versuch hat sie das Problem aber durchschaut. Die zwei letzten Formen nimmt sie voller Schwung, führt sie mit grosser Leichtigkeit ein und lächelt voller Stolz, als die Aufgabe beendet ist.



Leonie 33 Mte

Ich erzähle die Geschichte der Hunde-Mutter, die den kleinen Hund sucht. "Dann sagt sie, wo ist denn der kleine Hund? Gopfriedstutz, ist er wohl da unter dem Teppich?". Leonie öffnet den aufklappbaren Bildteil, schaut auf die Abbildung und ich frage "eh, wer ist denn da?". Lachend schaut sie mich an, antwortet "d'Schildchlott" (die Schildkröte) und schaut noch zur Mutter, während ich ausrufe "also nein!". Dann blättert sie eine weitere Seite um und öffnet den nächsten Bildteil, unter dem der kleine Hund abgebildet ist. Ich frage "ist er wohl im Korb drin?", und sie ruft"ja!". Diese Sequenz zeigt, dass Leonie die kleine Geschichte verstanden hat und die sprachlichen Aeusserungen mit den Bildern in Verbindung bringen kann.