Charlotte



Charlotte 13 Mte

Ich halte die Bürste in der Hand und fahre dem Nilpferd über die Haare. Charlotte schaut zu und richtet dann den Blick zu mir. Ich führe die Bürste durch meine Haare und sage "oh, und bei mir noch ein bisschen - oih!" Charlotte folgt mit dem Blick und lächelt. Ich reiche ihr die Bürste und frage "ganz eine schöne? eine schöne Charlotte?". Sie nimmt die Bürste und hält sie zu ihrem eigenen Haar; ich kommentiere "oih, schöne Charlotte, schöne".



Charlotte 13 Mte

Ich halte das Nilpferd in der Hand und verlange zu essen "mämäm-mämäm, mämäm". Charlotte sucht am Boden nach kleinen Knete-Stücken; als sie eines findet, hält sie es dem Tier hin und sagt "da!". Ich sage "danke" und mache die Geste des Kauens "ememem". Sie schaut erst zu und streckt dann die Hand zum Maul, um sich das Stück wieder zu holen. Dabei fällt es zu Boden; ich sage "ops!" und lege es zurück in ein Gefäss. Sie lacht laut. Ich verlange mit hoher Stimme "noch mehr- noch mehr, mämäm haben". Sie greift das Stück, reicht es dem Tier und begleitet die Handlung wieder mit "da". Dann schaut sie erst zu mir und dann zum Nilpferd, welches am Kauen ist.



Charlotte 13 Mte

Ich öffne den Deckel eines Gefässes, sage "oih" und lege ein Stück Knete hinein. Charlotte nimmt dies sofort auf, legt es erst auf den Deckel und lässt es zu Boden fallen. Dann greift sie in das Gefäss, zieht es in ihre Nähe, nimmt den Deckel und versucht ihn aufzulegen. Ich sage "oh- zu!", worauf sie mich kurz anschaut und es nochmals versucht; ich wiederhole "zu!".



Charlotte 13 Mte

Ich drücke auf die Klingel des Telefons und kommentiere "gling-gling-gling". Charlotte nimmt sofort den Hörer ab und schaut ihn an; ich sage leise "hallo". Sie dreht ihn hin und her, und ich wiederhole "hallo". Voller Konzentration hält sie den Hörer in die Nähe des Ohres. Ich sage "hoi Charlottehoi hoi Charlotte". Nun lächelt sie leicht und ich fahre fort "wer ist denn da? ist die Mama da?" Sie schaut auf und ich frage "wo ist die Mama?". Sie schaut zu ihrer Mutter, macht eine kleine Geste mit der Hand und lächelt; ich bestätige "da!".



Charlotte 13 Mte

Ich habe die Formbox vor Charlotte hingestellt, lege den Deckel auf, führe eine runde Form ein und kommentiere "bumma!", als sie hineinfällt. Sofort reiche ich Charlotte eine weitere Form, welche sie nimmt und gleich wegwirft, um nach dem Deckel der Box zu greifen. Sie öffnet die Box, und ich sage "dada"; sie schaut kurz zur Mutter und versucht dann, den Deckel wieder aufzulegen.In dieser Szene sieht man sehr schön die Vorstufe des Spiels mit der Formbox. Noch ist es nicht interessant, die Formen reinzutun und dadurch verschwinden zu lassen; die Box ist vielmehr von Bedeutung als Gefäss, das man öffnen und schliessen kann, und das Dinge enthält.



Charlotte 13 Mte

Charlotte nimmt einen Würfel aus der Box und gibt ihn mir in die Hand, welche ich ihr hinstrecke; dazu sagt sie "da". Ich bedanke mich und lege den Würfel mit einer deutlichen Geste auf einen anderen. Sie holt einen weiteren aus der Box und imitiert meine Handlung, indem sie den Würfel selbst auf die zwei anderen legt. Ich sage "oih!". Wieder greift sie in den Behälter und tut den neuen Würfel an seinen Platz auf die drei anderen. Dies begleitet sie mit der Aeusserung "da!"; ich wiederhole kurz "da" und kommentiere "nochmals einen oih!".Auch in dieser Szene ist deutlich zu beobachten, dass die Formbox in diesem Entwicklungsalter interessant ist, weil sie etwas enthält. Zugleich liegt eine Funktion der Würfel und Zylinder darin, sie aufeinanderzustellen, was Charlotte in Form einer Geste sofort nachahmt.



Charlotte 13 Mte

Charlotte legt das Papier vor sich hin und greift nach dem Malstift, den ich ihr hinhalte. Dazu äussert sie kurz "da" und ich bestätige "ja, da". Sie nimmt ihn mit der rechten Hand und bringt ihn mit Zuhilfenahme der linken so in Position, dass die Spitze zum Blatt schaut. Dann hält sie ihn zum Papier, kommentiert "da", wendet dieses noch einmal und fährt nun mit dem Stift der Oberfläche entlang. Ich bestätige wieder "ja" und kommentiere dann "oih!". Als sie an der Blattgrenze auf Widerstand trifft, macht sie "eh!", verschiebt noch einmal kurz das Papier und wirft den Stift dann mit einer definitiven Geste vor sich auf den Boden.



Charlotte 13 Mte

Charlotte nimmt den Malstift, legt ihn in die linke Hand, ergreift mit der rechten den Deckel und zieht daran. Dieser löst sich, und ich sage "oih oih, aufgemacht?". Sie schaut vom Deckel zum Stift hin und her und versucht dann mehrere Male, die Kappe wieder auf den Stift zu stecken. Als ihr dies nicht gelingt, legt sie beide in meine hingestreckten Hände und sagt "da!". Ich bestätige "danke".



Charlotte 13 Mte

Charlotte hält bereits die Kappe des Malstiftes in der rechten Hand und nimmt nun auch den Stift vom Boden auf. Mit Zuhilfenahme der linken Hand legt sie dann die Kappe so in die rechte, dass die Oeffnung in die richtige Position zu liegen kommt. Dabei fällt ihr der Stift zu Boden. Mit der linken Hand nimmt sie ihn wieder auf und führt ihn nun direkt in die Kappe hinein. Während ich bewundernd sage "oih, zugemacht?! hei-ei-ei", zeigt sie ihre Freude durch ein kurzes zufriedenes Lachen.Dieses Lachen hat zwar Aehnlichkeit mit dem "Lächeln nach gelungener Handlung", gehört aber dennoch zu einer ganz anderen Entwicklungsstufe. Beim Lächeln nach gelungener Handlung geht es um die ganz private Freude "draussen" in der Welt etwas bewirkt, verändert zu haben (Dezentrierung). Das kurze Lachen von Charlotte ist im Gegensatz dazu noch ganz auf die Handlung selbst zentriert; nicht das (bleibende) Resultat ist entscheidend, entsprechend nimmt sie den Deckel auch gleich wieder weg.



Charlotte 13 Mte

Ich habe Charlotte das Bilderbuch gezeigt; dann hat sie einen Löffel aufgehoben und mir gegeben. Die Szene beginnt, als ich den Löffel zu einem abgebildeten Tier hinhalte und ein Ess-Geräusch mache. Sie schaut mich kurz an, schliesst das Buch und nimmt es nun mit beiden Händen zu sich. Sie öffnet es und beginnt zu blättern, wobei sie erst leise und dann immer lauter und mit fast wütendem Tonfall "da!" ruft. Ich antworte ihr erst leise mit "da?" und darauf ebenfalls immer lauter mit "uih!"Wir haben die Szene so interpretiert, dass Charlotte schon ahnt, dass die Abbildungen im Buch etwas Besonderes darstellen, sie aber noch nicht wirklich erkennen kann. Durch das "da!"-Rufen weist sie darauf hin, dass da etwas ist, und drückt gleichzeitig ihre Ungeduld darüber aus, dass sie nicht erfassen kann, was es ist.



Charlotte 13 Mte

Ich zeige Charlotte den Spiegel und frage "wer ist denn das? Meitli?". Sie schaut hinein, legt das Bilderbuch hin, sagt "de" und greift mit beiden Händen nach dem Spiegel. Ich wiederhole "Meitli?"; sie nimmt ihn näher zum Gesicht und sagt "dada". Ich frage weiter "schöne?", worauf sie den Spiegel von sich weg wirft. Ich kommentiere dies mit "oh! pumm", nehme gleichzeitig den Spiegel wieder auf und wiederhole "schöne Meite?" (schönes Mädchen). Ich halte ihn Charlotte nochmals vor das Gesicht und rufe "cucu". Beim Hineinschauen sieht sie nun mich, und ich sage "hoi cucu!". Sie schaut etwas genauer, wendet dann den Kopf zu meinem Gesicht und lächelt leicht. Ich sage "dada!". Nun schaut sie wieder in den Spiegel; unsere Blicke treffen sich dort und ich rufe "cucu!". Wieder schaut sie mich direkt an und ich begrüsse sie "dada!".Den ersten Teil der Szene kann man ganz ähnlich interpretieren, wie die Situation mit dem Bilderbuch: Charlotte kennt die Funktion des Spiegels, hält ihn zum Gesicht und sieht dort etwas; sie kommentiert auch wieder "dada" und drückt damit aus, dass es von Bedeutung sein könnte. Doch kann sie ihr Spiegelbild noch nicht erkennen und schmeisst den Spiegel weg. Ihre Handlung ist damit dem funktionalen "Umdrehen/ Betasten" zuzuordnen und noch nicht dem (beschämten) Wegsehen. Im zweiten Teil sieht sie dann mich; dieses Gesicht ist ihr bekannt und mit leicht erstauntem Ausdruck schaut sie deshalb zu mir hin.