Caroline greift den Löffel mit dem Pinzettengriff, schaut mich an und führt ihn dann zum Maul des Nilpferdes. Ich sage "ämämäm danke" und sie schaut mich wieder an. In dieser Szene wird sichtbar, dass Caroline zwar den Löffel dem Nilpferd in den Mund steckt, dabei aber noch keine Vorstellung von dem Tier als Essendem aufbaut, also schaut, was dieses tut; interessanter ist es zu schauen, was ich tue.
Ich halte den Hörer des Telefons am Ohr und sage "hallo hoi", als Caroline den Arm nach dem Hörer ausstreckt. Ich lege auf, und sie nimmt den Hörer, hält ihn zum Kopf und schaut mich an. Ich sage "hallo hoi Caroline". Dann legt sie den Hörer wieder auf das Telefon.In dieser Szene kann man gut beobachten, wie zentral in diesem Alter die DreicksVerbindung Ich-Du-Gegenstand ist, und dass sie eigentlich die Grundlage für das Entstehen der funktionalen Handlungen bildet.
Caroline ist auf dem Schoss der Mutter und schaut zu, wie ich das Nilpferd bürste. Ich sage "oih, Schönes" und reiche ihr die Bürste. Sie nimmt sie und macht eine kleine Geste des Bürstens auf dem Kopf des Tieres. Ich wiederhole "oih, schön!". Sie kniet in der Nähe nieder und nimmt die Bürste in den Mund. Ich frage "noch mehr?". Sie wiederholt die Geste des Bürstens und zieht sich dann wieder zurück auf den Schoss der Mutter.Deutlich wird hier der Uebergang vom Spiel der "einfachen Manipulation" (in den Mund nehmen/fallen lassen) zum funktionalen Spiel. Die Geste mit der Bürste zu den Haaren ist noch sehr unsicher, als ob sie besagen wollte, ist es wirklich das, wofür diese Bürste da ist?
Ich halte Caroline den Handspiegel vor das Gesicht. Sie schaut hinein, nimmt ihn dann zu sich und wendet ihn zur Rückseite und wieder hin zur spiegelnden Seite. Ich frage leise "wer ist denn da drin? Ist Caroline drin?". Sie dreht den Spiegel nochmals und tippt dann mit dem Finger auf die spiegelnde Oberfläche. Hier kann man gut die frühe Entwicklung in der Auseinandersetzung mit dem Spiegelbild erkennen: Caroline interessiert sich für das glitzernde Objekt, und sie sieht auch, dass sich darin etwas abbildet, das sie nun mit dem Finger zu erforschen versucht. Noch aber hat sie kein Bild von sich selbst entwickelt, weshalb sie dieses im Spiegel auch nicht (wieder-) erkennen kann.
Caroline nimmt den Deckel eines Gefässes weg, welches voller Knete ist. Lächelnd schaut sie zuerst zu mir und wendet sich dann der Mutter zu. Ich sage "aih! -offen! -hast du aufgemacht?"Dies ist eine der typischsten Szenen für das Entwicklungsalter zwischen 12-18 Monaten: das Abheben eines Deckels bekommt durch die Anwesenheit des Anderen eine ganz besondere Bedeutung; es heisst in etwa 'ich hebe diesen Deckel ab, ich ent-decke, und du wirst dich an dem freuen, was unter dem Deckel ist '. Interessant ist also noch nicht der Inhalt unter dem Deckel des Gefässes, sondern das Gesicht, welches der Andere dazu macht.
Ich halte das Bilderbuch und sage zur Abbildung einer Katze "miau". Caroline nimmt es mir aus der Hand, dreht es, äussert "uuh" und öffnet und schliesst den Mund. Ich wiederhole "u-u"; sie zeigt mit dem Finger auf das Bild und macht "o". Ich bestätige "oih" und sage dann nochmals "miau".Gut kann man in dieser Szene erkennen, wie die Sprache die Handlung des Blätterns und Schauens unterstützt und begleitet: es ist, als ob Caroline mit ihren Aeusserungen sagen wollte, 'da ist etwas, das auf etwas in dieser Welt hinweist, nur weiss ich noch nicht genau was es ist.'
Caroline schiebt mir den Ball zu. Ich nehme ihn und rolle ihn ihr zu. Dazu sage ich "uuh zu der Caroline!". Sie erwartet den Ball und schiebt ihn wieder in meine Richtung. Das Spiel wiederholt sich mehrere Male. In dieser Szene kann man die Ursprünge des Austausch-Spiels beobachten: im Zentrum steht noch ganz der Wunsch, dass dieser Ball wieder in dieser Weise auf mich zurollen soll die Freude daran, ihn auch dem Anderen zuzurollen, entwickelt sich erst später. Ganz ähnlich ist es in diesem Entwicklungsalter mit der Sprache: deutlich ist die Freude daran, Wörter zu bekommen, d.h. ihnen zuzuhören; noch aber können sie nicht in gleichem Sinne dem Anderen zugerollt, d.h. zum Anderen gesprochen werden.
Caroline drückt auf den Klingelknopf des Telefons und schaut mich an. Ich frage "gling-gling macht es? macht es glinggling?". Sie nimmt den Hörer ab und führt in kurz zu ihrem Gesicht; ich sage "hoi, hoi Caroline". Sie legt den Hörer auf den Tisch, drückt nochmals auf den Klingelknopf und ich wiederhole "gling-gling". Sie entdeckt den Deckel einer Pfanne, macht leise "mm" und legt ihn auf die Pfanne, während ich leise bestätige "mämäm"
Caroline hält den Schoppen in der Hand; ich halte das Nilpferd und habe eben zu trinken verlangt. Da sie nicht reagiert hat, nehme ich den Schoppen mit dem Maul des Tieres und mache eine Trinkbewegung. Etwas irritiert betrachtet Caroline den Schoppen, schaut kurz zu mir, führt ihn dann zu ihrem Mund und trinkt genüsslich. Gerade als ich sagen will "ich wott au", hält sie den Schoppen spontan dem Nilpferd hin. Ich lasse es trinken und bedanke mich "danke". Caroline schaut mich lächelnd an und führt den Schoppen wieder zu ihrem Mund. Dann hält sie inne, schluckt geräuschvoll, und mit einer entschiedenen Geste reicht gibt sie dem Nilpferd nochmals zu trinken.
Ich habe Caroline einen aufklappbaren Handspiegel gereicht, der sich beim Manipulieren sofort geschlossen hat. Die Szene beginnt, als sie mir den Spiegel gibt. Ich öffne ihn, halte ihn ihr hin und sage "eh, oih wer ist denn da?". Caroline greift sofort nach dem Gegenstand, schaut auf der Rückseite, wendet ihn wieder, schaut kurz in den Spiegel und dann zu mir. Ich sage "Caroline? ist die Caroline dort eine schöne Caroline?; lächelnd hört sie mir zu.
Caroline guckt in die Pfanne, streckt die Hand hinein und schaut zu mir auf. Sie nimmt ein Stück Knete hinaus und tut es in ein anderes Gefäss. Ich halte einen Hund zum Gefäss und mache "mamamam". Sie äussert "eh" und nimmt ein weiteres Stück Knete aus der Pfanne. Dann hält sie die andere Hand schützend über das Gefäss und schaut mich herausfordernd an. Nun verstehe ich und frage "darf er keine mehr haben? eh? keine mehr haben". Als sie sieht, dass ich verstanden habe, zieht sie die Hand zurück und tut mit der anderen die Knete ins Gefäss. Dann nimmt sie ein weiteres Stück vom Tisch. Dabei sieht sie den Deckel, schaut kurz zu mir und versucht ihn dann auf die Pfanne zu legen. Als ihr dies gelingt, nimmt sie beide Hände zum Körper und lacht mich strahlend an. Ich lache auch und bestätige "zu hast du zugemacht?". Interessant ist in dieser Szene, wie Caroline meine Handlungen mit dem Hund aktiv zurückweist. Die Geste mit der Hand hat die gleiche Bedeutung wie das Kopfschütteln, d.h. beide zeigen, dass das Kind mit dem Tun des Anderen nicht einverstanden ist.
Caroline nimmt ein Stück Knete aus dem Gefäss; dann greift sie mit der anderen Hand nach der Gabel, steckt sie in das Gefäss und versucht, ein weiteres Stück aufzuspiessen. Ich sage "fest fest", und als es ihr gelingt "uh, bravo oih!". Sofort zeigt sie es mir, betrachtet dann die Gabel mit dem aufgespiessten Stück und lächelt. Während ich nach dem Hund greife, führt sie die Knete zu ihrem Mund. Ich sage "em, nicht gut". Sie zieht ein Gesicht und lässt das Stück aus dem Mund fallen. Ich lächle und sage "wä!, und nun lacht sie mich an, während ich mit leicht übertriebener Intonation wiederhole "wä wä!". In dieser Szene kann man gut beobachten, dass Caroline die Knete nicht mehr zur oralen Exploration in den Mund nimmt, sondern weil die Gabel mit der Knete nach einer entsprechenden Handlung ruft. Es gibt eine Szene von Luca im selben Alter, die sehr ähnlich ist. Bei ihm war die Situation so, dass ich den Mund des Nilpferdes verschlossen hielt, so dass er die Gabel mit der Knete dort nicht unterbringen konnte. Bei Caroline ist es so, dass sie die Knete nicht dem Hund geben will, diesem Umstand jedoch eine andere Handlung entgegensetzen muss.
Ich habe das mechanische Spielzeug aufgezogen und es Caroline gegeben. Sie schaut vom Pinguin zu mir und zeigt mir, wie er sich bewegt; ich kommentiere "oih, so fest zappeln". Als er aufhört, betrachtet sie ihn und sagt "heih?". Dann fasst sie zum Schnabel, und ich bestätige "heih pipi?". Sie imitiert "p", und ich wiederhole "pipi". Nun schaut sie mich an und sagt nochmals "p". Ich bestätige "pipi ja".In dieser Szene sieht man sehr schön die Rolle der sprachlichen Nachahmung in dieser Entwicklungsphase. Caroline repetiert die Lautmalerei "pipi" zuerst für sich selbst, und dann richtet sie das "p" an mich. Man kann deutlich erkennen, dass der Pinguin durch das "p(ipi)"-Sagen ein ganz anderer Vogel wird; er bekommt eine neue Bedeutung. Durch meine Wiederholung "pipi, ja" nehme ich genau dieses Thema auf, indem ich bestätige, dass ich diese neue Bedeutung mit Caroline teile.
Caroline greift nach dem Malstift, den ich ihr reiche und nimmt sofort den Deckel ab. Sie schaut kurz zu mir, und ich sage "oih bravo". Sie hält den Stift im Faustgriff in der rechten Hand und macht eine Geste des Schreibens zum Papier, wobei die Spitze des Stiftes nach oben schaut. Ich kommentiere "schreiben?" und sie bestätigt "eh".
Caroline ist damit beschäftigt, Knete von einem Gefäss in ein anderes zu füllen. Ich blättere die erste Seite des Bilderbuches um; sie schaut auf und macht "oi". Ich wiederhole "oi" und äussere ein Grunzen zum abgebildeten Schwein. Sie imitiert "ch", und ich bestätige "ch-ch". Sie wendet sich wieder der Pfanne zu; ich blättere eine Seite um mache "bäh" zur Abbildung eines Schafes. Sie schaut kurz auf und wiederholt ohne auf das Bild zu schauen "bäh". Ich bestätige "bäh", blättere um und frage "und wer ist denn da?". Sie schaut auf das Bild, und ich mache "gaggagga". Sie schaut mich an, lächelt und mit hoher Stimme imitiert sie "geggegg"; und wieder bestätige ich "gaggaggagg".
Ich halte Caroline die Formbox hin und lasse einen Zylinder durch die Oeffnung fallen. Sofort greift sie dort hinein; ich frage "ist er drin?" und reiche ihr eine andere runde Form. Sie führt sie in die gleiche Oeffnung ein, und ich kommentiere "oh bumma!". Sie schaut mich kurz an, greift nach der nächsten runden Form und führt sie ein. Ich sage "oh"; sie schaut mich an und äussert spontan "b", und ich wiederhole "bumma!". Sofort führt sie die nächste Form ein, schaut zu mir auf und sagt "b". Ich bestätige "bumma".Wie in der Szene mit dem Pinguin scheint auch hier das "b"-Sagen dem Spiel eine neue Bedeutung zu verleihen. Es ist nicht das Reintun der Formen selbst, welches zum referentiellen Blickkontakt führt, sondern es ist das Wort, welches auf diese Weise geteilt wird.